Ihr Notrufgerät erklingt und Sie schießen erschrocken in die Höhe. Es ist drei Uhr nachts und mit nur einem geöffneten Auge lesen Sie die kurze Nachricht über den Unfall, der sich gerade irgendwo auf dem aufgewühlten IJsselmeer abspielt. Es kann alles Mögliche vorgefallen sein, von einer Motorpanne bis zu einem sinkenden Schiff. Das Adrenalin übernimmt das Kommando in Ihrem Körper, aber gerade jetzt ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Innerhalb von zehn Minuten werden Sie in der dunklen Nacht hinaus aufs IJsselmeer fahren müssen. Das IJsselmeer mit seinen kurzen, harten Wellen ist gefährlich und wird von vielen Menschen unterschätzt.
Menno Betzema arbeitet bereits seit elf Jahren als Freiwilliger bei der KNRM (Königliche Niederländische Rettungsgesellschaft) in Andijk. Sein Drang, Menschen zu helfen, ist groß, sehr groß. Menno hat in seiner Funktion als Hauptschiffsführer eine verantwortungsvolle Aufgabe und muss manchmal schwere Entscheidungen treffen. „Wenn ich feststelle, dass einer der Besatzungsmitglieder droht, übermüdet oder unterkühlt zu werden, breche ich unsere Mission ab. Die Sicherheit der Besatzung steht an erster Stelle, ungeachtet der Situation. Denn gerade diese Menschen sind ein wichtiger Teil des Yachthafens von Andijk. Sie erhöhen die Sicherheit in diesem zentral gelegenen Wassersportgebiet.“
Eelco Haagsma hat seit 1993 eine Anlegestelle im geschützten Hafen von Andijk und kann darüber ein Wörtchen mitreden. „Vor vielen Jahren war ich einmal mitten auf dem IJsselmeer, als ein Sturm mit Windstärke 12 ausbrach. Glücklicherweise wurde ich vorher gewarnt und hatte meine Segel eingeholt, die Rettungsweste angezogen und die Rettungsleine angelegt. Viele Boote gerieten in Not, und als die KNRM vorbeifuhr und sah, dass ich OK war, fuhr sie schnell weiter zum nächsten Boot. Als sich der Wind wieder gelegt hatte und ich wieder sicher in den Hafen zurückkehrte, standen die Menschen am Kai und applaudierten. Das gab mir ein warmes und sicheres Gefühl, etwas das für diesen Yachthafen sehr bezeichnend ist. Eelco wohnt nur acht Kilometer von Andijk entfernt, aber wenn er morgens in seinem Boot aufwacht, nach draußen kommt und über das IJsselmeer blickt, ergreift ihn ein unvergleichliches Urlaubsgefühl. „Dieser Hafen hat unheimlich viel zu bieten. Von hier aus kann man in alle Richtungen fahren. Man kann ganz einfach eines der schönen friesischen historischen Dörfer besuchen, man kann bei günstigem Wetter über die Nordsee fahren und wenn es die Gezeiten erlauben, ist man innerhalb von fünf Stunden Fahrt auf Texel. Manchmal fahre ich nur ein kleines Stück aus dem Hafen heraus und werfe kurz vor der Senke den Anker ins Wasser. Dann warte ich dort auf den Sonnenuntergang und genieße die Ruhe. Ja, dann bin ich vollkommen glücklich.“
Der Yachthafen Andijk wird als „ausgezeichneter Yachthafen“ bezeichnet. Er wird von einem engagierten und professionellen Team geleitet, in dem Direktor Jan Mol das Ruder führt. Eelco: „Sicherlich seit Jan hier ist, wurde es hier nur noch besser. Das Gelände sieht ordentlich aus, und alle nötigen Einrichtungen sind vorhanden. Es gibt einen Schiffsladen, einen Instandhaltungsbetrieb und ein Restaurant, in dem Sie herrlich essen und gleichzeitig die Aussicht auf den Hafen und das IJsselmeer genießen können. Das IJsselmeer, das niemals seinen Charakter des Meeres verloren hat, das es einmal war. Es kann dort spuken, sagen die Fischer, aber wenn sich das Wasser glatt von Küste zu Küste erstreckt, ist das IJsselmeer eine Oase der Ruhe und Romantik.
Andijk selbst hat einen eher ländlichen Charakter, und mit einem Leihfahrrad aus dem Yachthafen kommt man schnell in die malerischen Dörfer Medemblik und Enkhuizen. Für Kinder gibt es im Hafen einen Spielplatz und dank zahlreicher IJsselmeerstrände kommt auch bei ihnen keine Langeweile auf. Man kann es also gut am IJsselmeer im westfriesischen Andijk aushalten.“ Eelco hat sich auch schon einmal nach einem anderen Hafen umgeschaut, aber das war dann doch nichts für ihn. Der Yachthafen von Andijk ist sein „Zuhause“ und er denkt nicht daran, dort wieder wegzugehen. Mit seinen siebzig Jahren ist er noch immer physisch in der Lage, Boot zu fahren. Wenn der Tag kommt, an dem es nicht mehr geht, kann er, genau wie seine Nachbarn, die die achtzig bereits überschritten haben, mit dem Bootfahren aufhören und im Hafen bleiben. Den Sonnenauf- und -untergang genießen und den schnatternden Wasservögeln zuhören.